Schauen-Review

Zurück von den Schauen. Natürlich gehört es zur Stellenbeschreibung jedes Moderedakteurs mindestens einmal während oder danach den Satz „Was ein Streß! Also so hektisch war’s ja noch nie!“ zu sagen. Das ist natürlich Jammern auf hohem Niveau. Schließlich gibt es Schlimmeres als in einer bequemen Limousine im Stau zu stehen oder in der ersten, zweiten oder dritten Reihe auf den Beginn der Show zu warten., um sich schöne Frauen in schönen Kleidern anzusehen. Aber wie wir ja schon von der großen Baronin Marianne von Brandstetter wissen: „Es weint sich leichter im Fond eines Wagens als in der U-Bahn.“ Stressig war’s aber trotzdem. Anna Wintour war nur drei Tage in Mailand. Also verlegten (fast) alle ihre Schauen auf diese Zeit, wo man sich ja wirklich die Frage stellen muss, wie viel Macht eine einzige Chefredakteurin denn noch haben kann. In Paris wars ruhiger. Dafür aber arschkalt. Sei’s drum. Hier nun meine Highlights. Schwierig wird’s mit der schlechtesten Kollektion. Darüber muss man noch mal nachdenken. Das meiste war eh nur 3 plus. Nett eben.

DIE BESTE
Miu Miu

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Shows von Miuccia Prada sind meistens anstrengend. Alleine schon wegen der Musik. Die ist meistens so, sagen wir, ambitoniert, dass man nicht selten Kopfschmerzen bekommt. (Sich dann aber doch damit anfreundet. Schließlich ist Miuccia ja immer ganz weit vorne.) Diesmal war das anders. Es lief Boy George zur Untermalung., so dass KM, Kollege, und ich gleich mitswingten. Auch die Kollektion machte gute Laune. Meiner Meinung nach war es die Beste. Prada ließ sich zwar vom Courreges’ Sixtie-Kleider inspirieren. Dennoch waren die Kleider wahnsinnig modern, perfekt verarbeitet und nach vorne gerichtet (s. All-Over-Trend). Opulent kann nämlich jeder. Die Kunst liegt darin, Tragbares so umsetzen, dass es nicht langweilig aussieht, sondern neu.

DIE RAFFINIERTESTE
Akris

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Die Schau habe ich verpasst. Also war ich mit Albert Kriemler in seinem Showroom verabredet. Gemeinsam mit AW, Chefredakteurin, wurde uns die Kollektion bei einem Glas Wasser noch einmal präsentiert. Und die war sehr schön. Die Kleider sind elegant und geradezu weiblich für das ansonsten sehr strenge Label. Vor allem aber mochte ich die Hosen-Kombis. Denn normalerweise mag ich keine Hosen in Frauen-Kollektionen. Schon gar nicht die gerade geschnittenen, weiten Modelle. Aber Albert hat das wirklich sehr gut hinbekommen.

DIE LUXURIÖSESTE
Hermès

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Im nächsten Leben werde ich Designer beim französischen Luxushaus. Was eine Freude muss es sein, die teuersten Materialien verwenden zu kommen. Gaultier hat dieses Glück – und er nutzt es. Der erste Look war dann auch gleich mal komplett aus Aligator. Und niemand produziert schönere Reiterstiefel als Hermès. Bisschen alt ist allerdings die Idee, jede Präsentation unter ein Motto zu setzen. Diesmal war es „Mit Schirme, Charme und Melone!“. Naja.

Die Weiblichste(n)
Prada und Louis Vuitton

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Prada

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LV
Tja, das war’s dann wohl mit Size Zero. Wenn die beiden wichtigsten Marken – Prada und Louis Vuitton – plötzlich Oberweite propgagieren, kann man dafür ausgehen, dass auch die dünnste Chefredakteurin entweder mehr isst oder mal schnell ein Paar Silikon-Kissen einbauen lässt. Vuitton setzte auf Dior’s New Look. Prada ließ sich ein wenig vom Dirndl inspirieren. Zeitgemäßer ist die Italienerin. Denn ob Frauen in diesen Zeiten Vuitton’s Glockenröcke tragen werden, ist nicht sicher. Aber die neuen Speedy-Bags (für jedes Outfit wurde eine andere kreiert) waren sehr schön und ich rechne bereits jetzt mit einer großen It-Bag-Offensive im Herbst.

BESTE DEKO
Chanel

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Wie gesagt: Es war kalt in Paris. Und es wurde einem bei der Chanel-Show im Grand Palais auch nicht wärmer. Denn Karl hatte 12 Lasterladungen schwedischen Schnee auf der Bühne zu einem Eisberg bauen lassen Der strahlte jede Menge Kälte ab. Models liefen in Strick und Pelz durchs Schmelzwasser. Der Clou: Alle Felle waren aus Kunstpelz. Was da wohl Lagerfelds anderer Arbeitgeber Fendi dazu sagt...

Der All-Over-Trend
Wir haben ein Archiv…
Wir nutzen es. Das haben sich wohl die meisten Marken gedacht und eine Art „Best-Of“ Ihrer Klassiker gezeigt. Das war dann auch sehr schön (vor allem bei Gucci und Burberry Prorsum). Aber irgendwann ist es dann doch etwas ermüdend, wenn man bei den Re-See’s (eine Art Pflichttermin für Redakteure, um sich noch einmal die Kollektion anzusehen und den PR-Leuten zu sagen, dass sie noch nie etwas so Umwerfendes gesehen haben) zu hören bekommt, aus welcher alten Kollektion dieses Teil war. Vor allem bei Ferragamo muss man da noch einmal in sich gehen, ob diese Aufbereitung wirklich Sinn macht. Am Geschicktesten verpackt haben die Message Dolce & Gabbana. Sie zeigten einen Film aus ihrem Atelier. Domenico und Stefano arbeiteten gemeinsam mit den Schneiderinnen am Sitz der Blazer. Klar: Die Besitzer eines Imperiums machen so was noch selbst…

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Gucci

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Dolce & Gabbana

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Salvatore Ferragamo

DER HYPE:
Blogger
In Paris hatte man noch einigermaßen Ruhe von den neuen Lieblingskollegen. In Mailand aber wurde ich selbst Opfer des Hypes: Mein Dolce & Gabbana Platz A 13 wurde diesmal an Brianboy vergeben. Warum das so ist, hat Alfons Kaiser ja wunderbar aufgeschrieben. Und zwar hier:
http://www.faz.net/s/Rub475F682E3FC24868A8A5276D4FB916D7/Doc~ED04486B0D65B43989A80CEC322FC3272~ATpl~Ecommon~Scontent.html



Der Lacher
Loddar mit Gattin
Was hatte sie sich rausgeputzt! Liliana, die Gattin des kleinen Mannes, trug Pelz und Fummel und war gaaanz stolz. So viele Fotografen bei Dolce & Gabbana. So eine gut besetzte Front Row. Nur: Die Fotografen würdigten das Traumpaar keines Blickes. Und – das kann doch nicht sein – die Ticket-Nummer gibt’s gar nicht in der ersten Reihe!!! Der Blick verdüsterte sich. Es gab erste Zickereien. Platzanweiser, wo sind unsere Sitze??? Oh dio. Die beiden wurden in die letzte Reihe gesetzt. So kann es gehen…

DAS MUST-HAVE
Labello (nein, ich werde nicht vom Hersteller geschmiert…)

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Satchel-Bag: geschenkt. Ballerinas: zu unchic. Celine-Rock: ausverkauft. Swatch-Uhr: fast. Jedenfalls überall bei 10 Corso Come und Colette präsentiert. Das Must-Have unter Moderedakteurinnen ist etwas ganz anderes: der Labello Classic. Überall sah man Frauen, die statt eines Gloss die Lippen mit Labello pflegten. Sag ich doch: Wir haben ein Archiv. Wir nutzen es. Auch bei Budni...

UND DIE SCHLECHTESTE…
war dann irgendwie Missoni…

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