That's Fashion

Der Tag fing hektisch an. Auf dem Weg zum Flughafen erstmal einen Unfall mit dem Taxi gehabt. Eigentlich nichts Schlimmes. Leider hat sich ein "Hierkönnensieabernichtstehenundichhabsgenaugesehen"-Spießer eingemischt, der die (schuldige) Fahrerin so aufhetzte, dass plötzlich der Taxifahrer (ein sehr charmanter Franzose) Schuld hatte. Habe mich gleich als Zeuge angeboten.
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Dummerweise hat Air France seine Schalter am Hamburger Flughafen im Unterschichten-Terminal 1, dort also wo die Billigflieger abheben, was zu ewigen Schlangen an der Sicherheitsschleuse ("Ach so, Moment, hab noch Kleingeld in den Taschen!", "Oh, den Gürtel auch!" "Wie, jetzt durchgehen, na gut!") führt.
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"Entschuldigung, wo finde ich denn die neue Ausgabe von "Mein Schicksal, meine Geschichte?"
Unterschichten-Frau am Kiosk. Ich kaufte die Bunte mit der Verlegersgattin auf dem Cover. Von KL fotografiert. Na, da hat PR aber wieder gut gepunktet. (Übrigens, hört man, dass sie auch in Konferenzen einschläft, es aber immer schafft, gerade noch vor dem Kopfabsacken ein Thema abzuschießen.)
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Vor mir in den Flieger stieg dann PG, Chefredakteurin einer Frauenzeitschrift, die gleich nach Amtsantritt erstmal nach dem Dienst-Porsche ihrer Vorgängerin fragte und somit in tout München durchfiel. Heißt es. Ein unglaublicher Auftritt. "BUSINESS!!!" sagte sie erstmal ganz laut zur Stewardess beim Einsteigen, obwohl diese Klasse so gar nicht zu ihrer beigen Hose (hinten hing das Größenschild raus) und dem Wollcape passte. Als es dann keine Garderobe gab pöbelte sie "PAH! AIR FRANCE! TYPISCH!" Jaja, die Kolleginnen.
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Zur Beruhigung dann erstmal zwei kabbalistische Lieder gehört und mir immer wieder gesagt: "Sie sind wie Sie sind. Erlaube Dir keine bösen Energien!" Geholfen hat es, wie man liest, nichts.
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Nach der Landung dann der Spruch, der ja immer kommt in Paris. "Ja fährt det Flugzeug um Paris rum oder wat?" Passagier aus der ehemaligen DDR über den langen Anfahrtsweg zum Gate.
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In Paris erstmal schnell bei Colette durchgepest, die feiern nämlich zehnten Geburtstag. Nichts gekauft. Mich nebenan im Coffeeshop sehr alt gefühlt, weil ich jedesmal, wenn ich den Besitzer sehe, denke: "Den kenne ich noch, als sein Laden ganz schmuddelig war." Man redet schon wie seine eigene Großmutter.
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"Kamera drauf halten, sie kommt rein!" rief dann eine Pro Sieben-Reporterin bei Celine. Allerdings kam weder Anna Wintour noch Beyoncé´- sondern AW, laut PR "Der Mozart der Mode", im wahren Leben und unter stilsicherem Gespür allerdings nur eine schlecht gekleidete Frau und - nicht unwesentlich - meine Feindin (warum steht dann ebenfalls in meinen Memoiren). Wird sie doch glatt fürs Fernsehen gefilmt. Sie hat in die Kamera gelacht (macht sie sonst nie), mit anderen gesprochen (macht sie sonst nie), war schlecht gekleidet (macht sie immer): Stiefelchen, Woll-Stockings, Pelz. Wenn jemand diesen Beitrag sieht, bitte mir schicken.
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Der Bösartigkeiten für heute genug. Morgen bin ich wieder brav. Denn morgen wird's glamourös. Gestern kam folgende SMS vom Scheich: "Meet you at 12.00 in the Ritz Bar". Falls er mich nicht entführt oder mir Millionen Euro Schweigegeld zahlt, werde ich berichten, wie es war. WAS ZIEHE ICH BLOSS AN?

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