"Frag mal M., ob Vuitton jetzt Krawatten nach Schwanzgröße anbietet!"
H., Mann, zu einer Modestrecke, über die Deutschland spricht. Naja: Eher die Modewelt lästert. LV-Krawatten als Glied-Ummantelung. Gucci-Gürtel als Darkroom-Maulkorb. Eine Tasche als SM-Maske. Ein großartiger Kollege kannte dann auch gleich das Original von Erwin Olaf, ca. 1996.

monsieurluft - 15. Sep, 08:19
Das Schöne an meinem Job ist ja u.a., dass wir uns morgens in der Konferenz jede Menge Fotos von Prominenten ansehen. Da sagen dann die Kollegen Dinge wie "Ist sie schwanger?" oder "Wer is'n der Typ mit dem sie da gerade isst?" Ich dagegen werfe Schlaues vom Niveau a la "Süßes Kleid!" oder "Tolle Schuhe!" ein. Vor allem aber ist die Dia-Show eine wunderbare Inspirationsquelle. Letztens lief Jude Law in einem dicken Cardigan und einem Pappbecher Kaffee über die Straße und das sah so gut und lässig aus, dass ich auf meine - und jetzt kommen wir zum eigentlichen Thema - Einkaufsliste für London "Dicker Cardigan" drauf schrieb. Denn: H., Mann, und ich waren vergangenes Wochenende an der Themse.
Als gute Homosexuelle brachen wir mit meiner Tradition - direkt von Heathrow erst im Café´Nero eine Latte zu trinken und danach gleich bei Topshop einen Blick reinzuwerfen - und gingen in den Laden von Abercrombie and Fitch, jener Marke also, die noch vor einigen Jahren Männern verbat, den äußerst erotischen Katalog zu kaufen, dann aber merkte, dass Schwule als Zielgruppe zu verachten ein Fehler sein könnte.
Nun ist es ja nicht so, dass die Marke noch sehr angesagt ist, was man der Kundschaft dann auch anmerkte. Eher hässlich, eher stillos, eher Typ ehemaliger Handballer mit leichtem Bauch und eventuellen bisexuellen Neigungen. Zumindest warfen alle mindestens einen Blick auf die Verkäufer. Toll: Am Eingang begrüßt der Doorman mit freiem Oberkörper die Kunden und lässt sich mit Touristen (meistens jung, meistens weiblich, meistens mit, den zu dicken Bauch frei legenden, Shirts) fotografieren. Mir vorgestellt, was er wohl als Jobbeschreibung vorgelegt bekommen hat. Keine Antwort gefunden. Jedenfalls ist der Laden sehr dunkel und die Musik sehr laut. Die Klamotten bleiben leider trotzdem schrecklich.
Dann also weiter zu Topshop. H., Mann, hat dann auch gleich gemosert, hier sähe es ja aus "wie bei C&A", was die Sache dummerweise auf den Punkt bringt. Aber das zählt nicht. Genauso wenig wie meine neue Vuitton-Tasche auch nicht aussieht "wie ein Schlitten". Aber manchmal irrt der Mann eben doch. Genauso wie bei Selfridges als DER DICKE CARDIGAN im Regal lag. "Da siehst Du ja aus wie Dein eigener Großvater", maulte H. Kurz Y, beste Freundin, angerufen, ob sie mir zu dem Kauf raten würde."150 Pfund sind doch ein Schnäppchen für Paul & Joe", sagte sie das, was ich hören wollte und als der Verkäufer meinte, es hätten an diesem Morgen bereits "sechs coole Typen" auch diesen Cardigan gekauft, lag die Amex schon auf dem Verkaufstresen. Schönes Stück. Zu Hause dann festgestellt, dass ich mir ja bereits letztes Jahr einen dicken grauen Cardigan gekauft hatte. Egal. Der von Paul & Joe hat gaaanz andere Knöpfe.
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Sonntags dann nach Shoreditch gefahren, wie M., coolstes Mädchen Hamburgs, mir empfahl. Dummerweise war Curry-Festival und tausende von Indern liefen über die gesperrte Straße. Festgestellt, dass wir doch zu spießig für dieses schanzige Multi-Kultige-Dingens sind. Gegenüber der Straße war's dann aber schon viel Netter.
monsieurluft - 15. Sep, 07:56