Sonntag, 5. November 2006

That's me

Menschen, die mich kennen, wird es nicht überraschen. Aber ich wünsche meiner neuen Lieblings-Zeitschrift Dogs eine Millionen-Auflage und tausende von Anzeigen. Ich werde das Magazin sofort abonieren. Toll: Im nächsten Heft ist das erste Hunde-Jahres-Astro. Olaf, Hund, ist ja Schütze. Aszendent Jungfrau. Das weiß ich aber auch nur, weil er an meinem Geburtstag geboren wurde. Sein Geschenk habe ich in Dogs bereits gefunden. Die grüne Kaschmirdecke auf dem Cover. Schön auch zu erfahren, dass Frau Jahr, Verlegerin, ihrem Collie-Mix Leo abends ein Steak bratet. Naja, eher braten lässt.

"Das ist bei uns ja ein bißchen wie betreutes Wohnen"

Aus Südafrika zurück.
Wenn man so wie ich, politische und gesellschaftliche Dinge akzeptiert, wie sie nun mal sind und weiß, dass die Welt ungerecht ist (und man froh ist, dass es das Leben mit einem selbst ganz gut meint), kann man in Südafrika wunderbar Urlaub machen. Ich muss ja zugeben, dass ich Hausangestellte, wie die im Nachbaranwesen in Camps Bay (ich nannte sie immer Rose), viel hübscher finde, wenn sie rote Kleider und Spitzen-Häubchen beim Abstauben tragen. Und auch ich hätte gerne einen Dog-Walker, der - wenn man selbst mit dem Liebsten hübsch angezogen am Strand entlang spaziert - immer das Bällchen nach dem Hund werfen muss. Auch an den Blick derer, die auf der Straße zu Zwanzigst im Sammelbus sitzen und uns beim Champage B Cocktail zuschauen, hat man sich schnell gewöhnt. Für all das werde ich irgendwann ganz bestimmt in die Hölle kommen. Aber bis dahin habe ich sicher jemanden gefunden, den ich mit Geld bestechen kann, mir ein schönes Plätzchen am Fegefeuer zu besorgen.
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Da wir meine Meilen verbraten haben, saßen wir bei KLM hinten. Meine Lieblings-Szene in der Economy ist ja immer, wenn man nach dem Start den Sitz so weit nach hinten drückt, dass die Sitznachbarin dahinter rummotzt und man sagen kann: "Dann mal schön sparen für nächstes Mal Business, nicht wahr?" Ging dann hinten aber auch. Dank Entertainment-Movie-System. Ich habe dreimal "Der Teufel trägt Prada" geguckt (einmal auf Arabisch). Und Frau Ricks "Frischluftkur" zu Ende gelesen. Absurder Schluss. Aber sonst ganz amüsant. Besser aber ist "The Beautiful Fall" über die Rivalität von YSL und Lagerfeld. Mir war neu, dass Yves Karl den Lover ausgespannt hat und Lagerfeld in Bad Bramstedt aufwuchs und ein bißchen bei der Kindheit flunkert...
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"Bei uns ist das ja eh so ein bißchen wie betreutes Wohnen!"
H.,Mann, über den Altersunterschied in unserer Beziehung
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In Kapstadt haben wir vergeblich nach dem Denkmal aller Parkwächster, die an der Straße stehen und auf die Autos aufpassen, für S., Freund von H., gesucht. Dabei waren wir uns ganz sicher. S., gab den "netten Herren" nämlich während seines Urlaubs mit der Familie immer 100 Rand, üblich sind 2 Rand.
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Auf die angebotene Township-Tour mit "genügend Zeit, um ins Gespräch mit den Einheimischen zu kommen" verzichtet und lieber Christbaum-Schmuck der Zulu-Frauen gekauft. "They are so terribly poor", meinte dann auch kaufanreizend der weiße Geschäftsbesitzer...
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Unser Mietwagen war der kleinste, dafür aber mit dem größten Werbebanner, dass dieses Auto ganz bestimmt DAS BILLIGSTE IN GANZ SÜDAFRIKA sei. Selbst die Polizei hatte bei einer Wagenkontrolle Mitleid und ließ uns schließlich passieren. Dabei sah ich mich schon im Knast, da ich doch zur Zeit keinen Führerschein (Verlust im Februar) mit mir führe. Ging aber noch einmal gut. Aber an die Wand hätte der freundiche Beamte uns schon mal zur Waffendurchsuchung stellen können. Hätte sich gut gemacht beim Dia-Abend mit den Freunden.
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Ich: "Hallo, wir haben ein Problem mit dem Wagen. Wir haben den zweiten Platten!"
Herr von der Autovermietung: "Das ist kein Problem. Sie bekommen einen schöneren, größeren mit CD-Player."
Ich: "Wir sind aber in Knysa und nicht in Kapstadt."
Stille.
Herr von der Autovermietung: "Ich kümmere mich."
Zehn Minuten später.
Herr mit hektischer Stimme: "Hallo, wir sind vom Autoservice in Knysa. Wir fahren sofort los. Wo steht der brennende Wagen?"
Ich: "Wir habe eine Reifenpanne."
Stille.
Herr mit entäuschtem Timbre: "Ach so. Naja, dann kommen wir bald."
Eine halbe Stunde später waren sie da und retteten uns, die übermütigen Helden. Wir wollten in der Wartezeit "Ich sehe was, was Du nicht siehst" spielen, was aber nicht ging, da um uns herum alles Grün (Flora), Braun (Schotter) oder Schwarz (EInheimische) war.
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"Was ein Oschi!"
Begeisterter H. über die Berge
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H.,Mann: "Schön, das blaue Meer!"
Ich: "Das ist der Himmel!"
Beim Überfahren eines Bergpass.
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Da wir dann aber eben auch ein Paar Tiere sehen wollten, nahmen wir an einer Walfisch-Beobachtungs-Tour teil. Das Unternehmen warb im Prospekt mit "Gay-Friendly"-Emblem (Regenbogen-Flagge) und spätestens als ich Steve, den Skipper, sah, wusste ich, warum. Viel amüsanter war aber die Gruppe. Sie bestand fast ausschließlich aus Indern (da unten sind sie also auch schon) und Holländern. Alle zugeschnürt mit einer Schwimmweste, was uns entwürdigend nach Care-Paket aussehen ließ.
Die Streber-Inder setzten sich gleich im Boot in die erste Reihe, obwohl Steve extra noch gesagt hatte, dass es vorne am meisten wackelt. Wir nahmen Plätze im mittleren Bereich ein. Während also der Streber-Inder-Vater die ganze Zeit Wale auf See suchte ("Da, da ist ein Wal!" "Nein, das ist ein Kutter!"), wurde es seiner Gattin und dem dicken Sohn, der ein bißchen wie eine Parodie von Hape Kerkeling aussah, schlecht. Am Ende der Tour, bei der wir eine Walmutter samt Baby, mehrere Delphine, eine vorwitzige Robbe und einen eitlen Vogel sahen, hielten H., Mann, und ich die Welt wieder für gerecht. Die ganze Truppe (die Frau des Streber-Inders war glaube ich sogar bereits tot) in der letzten Reihe während wir von der ersten Reihe die anderen fotografierten.
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"Ach so, ich dachte "Private Homes" steht für so süße Villen am Meer."
H., Mann, als wir feststellten, dass die Straße zum Traumstrand durch ein Township führt.
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Spätestens als wir im Model-Café in Kapstadt, das so heißt, weil sich dahinter ein Fotostudio befindet, saßen, wusste ich, was mich bald wieder erwartet. Ein hektisches Nichts in Rot sprach alle Anwesenden an und fragte "Are you on the list?" (offenbar war abends DIE Party in der Stadt) und erzählte einem Model, die gemeinsame Produktion sei "ein KILLER" gewesen.
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Die letzten Tage dann im "Lions View" Penthouse in Camps Bay verbracht. Mit eigenem Pool, Terasse und Privatkoch (dem wir aber frei gaben). Eine Mischung aus AD-Feature und Porno-Set. Inspirierend irgendwie. Dort also verbrachten wir die letzten Tage. Und als nachmittags kurz vor der Abreise dichte Wolken die Sonne verdunkelten, Michael Bublé "Home" sang und wir verträumt im Pool lagen, war das so, als zöge sich ein schwerer Vorhang über diesen Sommer. Bye bye sunshine 2006, es war schön mit Dir!
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Und wegen eines Hunde-Bällchen-Werfer frage ich mal beim Hartz IV Amt nach...

Make-Over

"Wir machen Ihnen so einen durchgestuften Meg-Ryan-Schnitt"
Stylist zu einer Zuschauerin in der ZDF-Sendung "Volle Kanne!" Sah dann auch genauso beschissen aus, wie es sich anhört.

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