Bei übermotivieren, aber überdurchschnittlich schlechten Kollegen: „Das ist kein schreiben – das ist tippen!“
Truman Capote. Entdeckt in „Leute von Welt“ (siehe auch Philipp Tingler)
monsieurluft - 23. Sep, 11:27
Wie einige vielleicht wissen, schreibe ich ab und an dies und das für den hervorragenden Stil-Teil der Welt am Sonntag. Dieser ist vor allem wegen zwei Männern (Nein, nicht ich) so hervorragend. Adriano Sack, den ich verehre. Und Philipp Tingler. Er hat nun die besten Geschichten in dem Buch „Leute von Welt“ veröffentlicht. Und dafür gesorgt, dass ich seit Jahren mal wieder aufgrund eines Buches in der Öffentlichkeit laut lachen musste. Falls also hier jemand Herrn Tingler kennt, möge er ihm bitte meine zutiefst empfundene Hochachtung mitteilen.
monsieurluft - 23. Sep, 11:26
In London gewesen. Herr Armani, Designer und in seinem Heimatland quasi Gott gleich gestellt, hat beschlossen, seine Emporio-Kollektion mal in London zu zeigen. Also muss die ganze Mode-Meute für „One Night Only“ (so auch das Thema des Abends) nach London fliegen. Das nenne ich Einfluss. Aber was tut man nicht alles für einen alten Mann und Anzeigenbuchungen. Armani zeigte drei Shows (zwei davon last season). Muss sich ja lohnen der Abend. Desweiteren waren quasi alle Stars da, die man so kennt. Großes Kino. Hat angeblich 10 Mios gekostet. So viel Glamour (jeder Tisch hatte einen eigenen attraktiven Ober) habe ich selten erlebt.
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Schon der Flug war amüsant. Normalerweise findet man ja Stewardessen die während des Startens Ihre Pumps ausziehen und deren – pardon – Höschen man sieht, mindestens asozial. Und in Flugzeuge, deren Lack abblättert, steigt man eigentlich gar nicht ein. Nicht so bei British Airways. Da passt es irgendwie. Und als der Kapitän die Passagiere bat, „please pray“, als kein Wagen gefunden werden konnte, das uns vom Gate schiebt, fühlte ich mich wohl.
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Gemerkt, wie oberflächlich ich doch geworden bin. Meinen Gang-Nachbarn zunächst als sehr gut aussehend empfunden bis ich sah, dass er Timberlands mit dicker Sohle trug. Damit war es aus mit der Sympathie. Außerdem hatte er sein eigenes Mineralwasser (im Rucksack) mitgebracht. Da musste ich an Tyler Brulé denken, der mir einmal verriet (als er noch nicht dick war und in Konferenzen SMS tippend immer „Yeah, great! sagte), er nehme nie Getränke mit an Bord, da er grundsätzlich nur mit Airlines fliege, die Getränke an Bord hätten.
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Ich wähle ja meine Musik auf dem Ipod individuell nach den Flugsituationen aus. Beim Einsteigen lief Madonas „Imagine“, da vor mir eine potentiell islamistisch aussehende Greisin im Rollstuhl rein geschoben wurde. Gott, wie viel Sprengstoff kann sich in den Reifen befinden. War dann zwar doch eine Inderin. Aber bei diesen ganzen neuen Völkern, die plötzlich verreisen, kann man sich ja mal irren...
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Dann aber doch während des Flugs von Vicky Leandros „Verlorenes Paradies“ zu Coldplay geswitcht, da der Timberland-Nachbar immer auf das Display meines Ipods geschaut hat.
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Im Heathrow Express neben einem Italiener (er hatte auch eine Armani-Einladung im Handgepäck) gesessen. Ich hatte mich beim Einsteigen extra ein wenig vorgedrängelt, da mich der Anblick dieser fetten Touristen in den engen Hosen nur seelisch belastet hätte. Der Italiener also war sehr sympathisch – auch wenn wir kein Wort miteinander wechselte. Aber er war gut und damit sympathisch gekleidet. Italiener checken ja erstmal jeden von oben bis unten, was man trägt. Gnadenlos. Ich wurde ja mal von M., ehemalige Kollegin und Teil des mittlerweile nicht mehr existierenden „redaktionsinternen Liebespaares“, deswegen angeraunzt. Nur gut, dass sie bald bei einem absolut tief gründigen Magazin arbeitet, das auf Oberflächlichkeiten keinen Wert legt.
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In London mit meiner Tradition gebrochen, erst im Café Nero etwas zu trinken und Topshop zu stürmen. Lag aber an praktischen Gründen. Ich war mit meiner neuen, doppelreihigen Dior Homme Strickjacke (H., Mann, hat dummerweise das Preisschild gesehen und mich innerlich für verrückt erklärt und nach unserem Köln-Wochenende nebenbei eingeworfen, ich hätte ja an einem Tag mehr als 700 Euro ausgegeben) zu dick angezogen, konnte sie aber auch nicht ausziehen, da ich fürchtete, mein Zimmerli-T-Shirt sei zu Körper betont. Im Zimmer (genauer gesagt in der Suite mit Blick über die Themse) festgestellt, dass dem so ist. Muss also abnehmen oder wieder andere Wäsche tragen.
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Ich werde ja bald in London leben. Zumindest ist dies fest eingeplant, nicht erst nachdem ich las, dass Kollegen in meiner Position dort das Sechsfache verdienen. Ist auch schon alles organisiert. H., Mann, wird seinen Job aufgeben und sich um das Drapieren der Blumen in unserem Haus in South Kensington kümmern.
monsieurluft - 23. Sep, 11:24
„Hier zieht’s! Können wir einen anderen Tisch bekommen?“
monsieurluft - 23. Sep, 11:23